Patienten mit einem bestimmten Hirntumor, der meist schon im Kindesalter
auftritt, leiden oft an Schläfrigkeit und Fettsucht. Das ist maßgeblich
auf einen Mangel an Melatonin zurückzuführen, jenem "Schlafhormon",
das sich bei der Bekämpfung des Jetlags nach Langstreckenflügen
bewährt hat. Zu diesem Ergebnis, das zugleich eine neue Therapiemöglichkeit
eröffnet, sind jetzt Ärzte aus Oldenburg und Passau gekommen. Bei
dem als Kraniopharyngeom bezeichneten Tumor handelt es sich um eine gutartige
Geschwulst an der Schädelbasis. Er beeinflußt häufig den Hypothalamus,
ein Hirngebiet, das unter anderem den Appetit steuert. Viele der Patienten
leiden an Heißhungerattacken. Sie kommen nachts nicht zur Ruhe. Tagsüber
sind sie müde. Der damit verbundene Bewegungsmangel trägt stark
zum Übergewicht bei. In die jüngste Studie wurden 79 Kinder und
Jugendliche mit diesem Hirntumor einbezogen. Bei Speicheltests fand man einen
verminderten Gehalt an Melatonin, wobei ein Zusammenhang mit Fettsucht und
Schläfrigkeit bestand. Dies berichten Hermann Müller vom Zentrum
für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Oldenburg und die anderen
Forscher im "Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism" (Bd.
87, S. 3993). Einige erwachsene Patienten nehmen inzwischen abends Melatonin
ein. Ersten Beobachtungen zufolge begünstigt das den Schlaf. Tagsüber
sind diese Patienten aktiver - eine Voraussetzung zum Abbau von Übergewicht.
F.A.Z.
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